Marion Lammering

Pastoralreferentin

Du bist doch sonst ganz normal!

„Was, du studierst Theologie? Du bist doch sonst ganz normal!“ So die Reaktion eines Mitschülers aus ihrer Jahrgangsstufe. Überhaupt nicht repräsentativ, aber irgendwie auch nett, findet sie: dass man trotz dieses Studiums (oder jedenfalls davor) offenbar normal sein kann ...

In die Kirche hineingewachsen

Berufung klingt so groß, deshalb übersetzt sie das so: „Dass ich an dem Ort bin, wo ich hingehöre, dass mein Leben gelingt, dass es das ist, was Gott für mich will – da hinzukommen, das ist schon Berufung.“ Genauso unspektakulär hat sie auch ihren Weg erlebt. Kein besonderes Ereignis, keine große Offenbarung. Sie ist einfach in diese Kirche hineingewachsen. Als Messdienerin, im Kinderchor und später auch in Leitungsaufgaben, die man ihr anvertraute, was sie als sehr bestärkend empfand. 

Eine Gruppenstunde für ältere Ministranten, in der eine intensivere und auch kritische Auseinandersetzung mit dem Glauben stattfand, weckte ihr Interesse an der Theologie – wo es hinführen könnte, klärte sich kurz vor Ende der Schulzeit. Ein Pastoralreferent in Ausbildung bereitete gemeinsam mit ihrem Religionskurs den Abiturgottesdienst vor. In persönlichen Gesprächen lernte sie seinen Beruf und den Weg dahin kennen, und irgendwann machte es „klick“ und sie dachte: Ja, das könnte es wirklich sein.

Balance im Spagat

Trotz vieler Termine am Abend, an Wochenenden und Feiertagen: Eigentlich, findet sie, ist diese Berufung fast optimal, um den Spagat zwischen Arbeit und Familie gut hinzukriegen. Weil man eben nicht von 9 bis 17 Uhr am Schreibtisch sitzen muss.

Wenn man die eigene Arbeitszeit im Blick hat, sich seinen freien Tag wirklich freihält und rechtzeitig lernt, auch mal Nein zu sagen – was nach ihrer Erfahrung deutlich eher akzeptiert wird, sobald man Kinder hat. Dann lässt sich eine gute Balance herstellen.

„Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“– Römer 8,28

Alles wird gut!

Das ist für sie Leitmotiv, wiederkehrende Erfahrung – etwa bei scheinbaren Umwegen – und erste Hilfe in persönlichen Zweifels-Fällen. Deshalb kann sie z.B. auch bei Enttäuschungen offen bleiben für das, was sich anstelle des eigentlich Geplanten ergibt.

Keine Angst vor der Langsamkeit!

In unserer Gesellschaft ist der Glaube Privatsache. Als Pastoralreferentin steht man damit im Mittelpunkt, muss bereit sein, ihn quasi „vor sich herzutragen“, darüber zu sprechen, sich dazu befragen zu lassen. Ob man das kann und will – um das herauszufinden, ist für Marion Lammering unbedingt Entschleunigung angesagt. Ihre Empfehlung: nicht unter Druck setzen lassen, die Leistungsorientierung beiseitelegen und im Zweifel ruhig noch mal einer Alternative nachgehen. „Wenn es das Richtige ist, lässt es einen auch nicht mehr los.“